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AMORC Magazin 1|2013

13 IM BLICKFELD Zeitangaben verkniff er sich, wohl ahnend, dass die „Abwesenheit des Krieges“ niemals möglich sein wird. Und schaut man sich in der angeblich zivilisierten (Neu)Zeit der Menschheit um, erlebt der Krieg eine wahre Renaissance. Und das nicht nur, weil das weltweite Mediennetzwerk im Prinzip über jede Kriegs- und Gewalthandlung berichtet (was ja noch vor 50 Jahren kaum möglich war) oder doch zumindest berichten könnte. So war nach Ende des Zweiten Weltkrieges etwa 2011 das Jahr mit den meisten kriege- rischen Auseinandersetzungen auf Erden. 38 Kriege mit massivem Einsatz organisierter Gewalt und entsprechend gravierenden Fol- gen wurden gezählt, 20 davon erhielten die höchste Intensitätsstufe des „Heidelberger Instituts für Konfliktforschung.“ Bis dahin war 1993 der traurige Spitzenreiter mit 16 kriegerischen Auseinandersetzungen. Interessant: Im Laufe der acht Jahre, die zwi- schen den beiden Zahlen liegen, haben sich die Kommunikationsmöglichkeiten nochmals erheblich verbessert. Kürzlich stellte eine Studie klar, dass nur noch 5% der Mensch- heit aufgrund mangelhafter Vernetzung von sich behaupten dürfe, nichts davon wissen zu können, was auf der sprichwörtlichen anderen Seite der Welt passiert. Es erstaunt also nicht, dass die Völker der Erde in unzähligen Befragungen, Studien und Statistiken immer wieder den „Frieden“ als besonders erstrebenswerte Lebenssituation angeben. Man wolle ein friedliches Dasein leben und friedlich miteinander umgehen. Im philosophischen Sinne hat es der Frieden also tatsächlich geschafft, im Wunschdenken der Menschheit fest verankert zu sein: Frieden im Sinne einer Schaffung von Zufriedenheit und Sicherheit (weil Krieg fern ist). Bemerkens- wert ist dabei, dass so der Frieden tatsächlich auf die einzelne Person, auf das Ich reduziert scheint. Frieden findet nur, wer danach sucht Stellt sich die Frage: Was macht der Einzelne, um Frieden zu erlangen? Paradoxerweise stel- len Soziologen und Volkswissenschaftler bei den sog. zivilisierten Nationen weltweit im- mer häufiger fest, dass die Menschen analog zur Informationsflut über Krieg und Frieden geistig „abstumpfen“. Jeder kennt das Bild vom Chips-futternden Dickbäuchigen, der sich gelangweilt auf dem Sofa vor dem TV- Bildschirm lümmelt, auf dem die Tragödien der Kriegsschauplätze dieser Welt gezeigt werden. Hand aufs Herz – wem von uns ist es nicht schon so gegangen? „Alles weit weg, nicht mein Bier!“ wird schulterzuckend an den vermeintlich friedlichen Orten dieser Welt über den Krieg in der Ferne gesagt. „Und überhaupt, was können wir schon tun?“ Womit wir bei der essentiellen Frage zum Thema „Frieden“ wären. Was ist zu tun, um ihn zu erlangen? Natürlich gibt es politisches und soziales Engagement gegen den Krieg und für den Frieden, es gibt den zweifelhaften Weg kriegerischer Gewalt mit weiterer krie- gerischer Gewalt zu begegnen; den Pfad des gewaltlosen Widerstandes sowie langfristige Präventionsprogramme durch verbesserte Bil- dung und menschenwürdige Lebensumstän- de. Es gibt tausendundeine Möglichkeit, sich zu engagieren, einzugreifen oder sich selbst zu ändern. Doch nur ein schwindend gerin- ger Bruchteil der Menschen wird tatsächlich aktiv, und sei es lediglich mit Geldspenden oder Unterschriftenaktionen. Warum nur? Wir wissen seit jeher, dass der Homo Sapiens in kriegerischen Auseinandersetzungen zu unglaublichen Gräueltaten imstande ist. Ebenso weiß die moderne Psychologie, dass der Mensch in diesen Extremsituationen zu faszinierender, aufopfernder Hilfsbereitschaft fähig ist. Immer dann, wenn er selbst davon betroffen ist, mitten im Geschehen steht. Ich bin Du Also ist der Einsatz für den Frieden auch immer eine Frage des Einzelnen? Muss man unmittelbar konfrontiert sein, um zu handeln? Die Antwort könnte ein „klares“ Nnjaein sein. Vielmehr ist zu hinterfragen, warum der Mensch am Krieg in der Ferne nicht genauso Anteil nimmt, als würde er vor der Haustüre geschehen. Weil er sich nicht als Teil des Ganzen sieht? An diesem Punkt sollten wir kurz zum Be- ginn des Artikels zurückkehren. Hier wurde aufgezeigt, dass es im deutschen (und übri- gens auch internationalen) Sprachgebrauch zwar unterschiedliche Bedeutungen für das Wort Frieden gibt, aber auch eine Art „Roter Faden“ aufgrund einer womöglich gleichen Herkunft zu erkennen ist. Viele große Philoso- phen und Mystiker der Menschheitsgeschich- te gehen davon aus, dass zwischen allem ein Zusammenhang besteht, nicht zuletzt, weil alles aus dem Einen hervorgegangen ist. „Tat tvam asi“ (Ich bin Du – das Selbst ist Teil des Ganzen) aus den indischen Veden ist hier wohl der deutlichste Hinweis, aber auch in vielen Weltreligion und großen Philosophien werden seit jeher die Persönlichkeit eines jeden Einzelnen und das Allumfassende als Einheit gesehen. Haben also spirituelle Friedensdefinition wie „beruhigende Stille“ oder der „Zustand des harmonischen Miteinanders“ (wobei Betonung auf Miteinander liegen sollte) tatsächlich etwas mit dem Gegensatz von Krieg und Vernichtung, also Frieden zu tun? Tatsache ist, dass sinnverwandte Wörter wie „Einigkeit, Einvernehmen, Einklang“ im direkten Zusammenhang mit „Entspannung, Ruhe, Stille“ stehen. Es könnte also durch- aus so sein, dass die Stille im Selbst, der Einklang mit sich selbst zum Frieden in der Welt beiträgt! Und wahrer, allumfassender Frieden nur aus dem Inneren eines jeden von uns kommen kann. Frieden durch inneren Frieden schaffen, Frieden in der Welt aus dir selbst hervorbringen – eine verlockende Perspektive, die freilich ein sehr langfristig ausgerichtetes „Projekt“ bleiben wird. Frieden

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